Reise zu den unbekannten Europäern
Ausstellung im Landtag rückt Europas nationale Minderheiten in den Fokus
Spielende Kinder vor ärmlichsten Hütten, der stolze Küster im Tal der Kolpa, das junge jüdische Pärchen im noch immer kriegsversehrten Sarajewo: Vom 19. Januar an zeigt die neue Ausstellung „Kurt Kaindl: Die unbekannten Europäer" im Foyer des Landtages auf dem Potsdamer Brauhausberg gegenwärtige Eindrücke aus den traditionellen Siedlungsgebieten einiger der kleinsten ethnischen Gruppen in Europa.
Seit Jahren sind dazu der Fotograf Kurt Kaindl und der Essayist und Kulturkritiker Karl-Markus Gauß gemeinsam unterwegs. Ihre Reise führte die beiden Salzburger unter anderem zu den vor Jahrhunderten wegen ihres jüdischen Glaubens vor der spanischen Inquisition nach Bosnien geflohenen Sepharden, zu den Dögewö in der Slowakischen Republik, den Gottscheern in Slowenien, den Aromunen in Mazedonien, Albanien und Griechenland sowie zu den seit einem halben Jahrtausend in Süditalien ansässigen Arbëreshë, aber auch in die Lausitz zu den Sorben/Wenden. Die beiden Österreicher verfolgen ihr Projekt bis heute und haben über ihre Reisen zahlreiche Bild- und Essaybände publiziert, die mit ihren Eindrücken und Beschreibungen die Aufmerksamkeit auf die Frage nach der Zukunft der kleinen nationalen Minderheiten in Europa lenken.
Landtagspräsident Gunter Fritsch erklärte zur Ausstellungseröffnung: „Es ist der Verdienst der Ausstellung, ein Schlaglicht auf die Gegenwart der kleinen europäischen Nationalitäten zu richten. Es gilt, Traditionen zu achten und zu bewahren, aber eben auch den Völkern ohne eigenen Staat ein lebendiges Heute und eine gute Zukunft unter dem Dach des europäischen Hauses zu ermöglichen. Diese Verpflichtung nehmen wir in Brandenburg sehr ernst. So wissen wir um unsere Verantwortung für die Volksgruppe der Roma, und ich freue mich besonders, dass auch die Sorben/Wenden mit ihrem großen Beitrag zum kulturellen Reichtum unseres Landes Berücksichtigung gefunden haben."
Der Landtagspräsident eröffnet die vom Österreichischen Kulturforum Berlin ermöglichte Fotoschau im Beisein des ausstellenden Künstlers am Dienstag, den 19. Januar um 12:30 Uhr gemeinsam mit dem Botschafter der Republik Österreich in Deutschland S. E. Dr. Ralph Scheide. Anschließend können die Besucher der Ausstellung sich noch bis zum 25. Februar 2010 montags bis freitags von 8:00 bis 17:00 Uhr auf eine persönliche Entdeckungsreise zu einigen fast vergessenen Kulturregionen vom urtümlichen Hornwald der Gottscheer über die schmalste Stelle Kalabriens zwischen Thyrrhenischem und Ionischem Meer bis hin zu den jahrhundertealten Bergdörfern im zerklüfteten Balkan begeben.
Ansprechpartner im Landtag:
Stefan Rabe, Referat Öffentlichkeitsarbeit,
Tel. 0331/966-1250, stefan.rabe@landtag.brandenburg.de