Woche der Brüderlichkeit 2013 im Land Brandenburg feierlich eröffnet
Landtagspräsident Gunter Fritsch und Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert, Evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, haben am heutigen Montagabend, dem 4. März 2013, im Rahmen einer Festveranstaltung im Alten Rathaus Potsdam die Woche der Brüderlichkeit 2013 im Land Brandenburg eröffnet. Das Jahresmotto „Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis“ hinterfragt die gelebte Erinnerungskultur im christlich-jüdischem Kontext.
Landtagspräsident Gunter Fritsch betonte in seiner Begrüßung vor rund 140 geladenen Gästen die Bedeutung eines vielfältigen und dezentralen Gedenkens: „Die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ist Staatsräson. Gedenken darf sich aber nicht auf Staatsakte beschränken, sondern soll uns im Alltag begegnen und berühren.“ „Genau 80 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und 75 Jahre nach den Novemberpogromen 1938, ist es notwendig, aus der Geschichte zu lernen und heute verantwortungsvoll zu handeln“, so Fritsch weiter. Rechtsradikalen alter und neuer Couleur gelte es als Zivilgesellschaft und als Rechtsstaat entschlossen entgegen zu treten.
Der Evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Potsdam, Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert ergänzte in seinem Grußwort: "Tatsächlich gibt es gute Gründe, sich auf die Vergangenheit zu besinnen. Orientierung geben aber nicht nur abschreckende Beispiele. Die gewaltlose Wiedervereinigung, die Erweiterung der Europäischen Union nach Mitteleuropa, die wiedergewonnen Freiheiten - sie sollten Ansporn sein, auf diesem Weg fortzuschreiten. Selbst in unserer vergleichsweise gesicherten Welt müssen wir wach und sensibel bleiben für den Erhalt der bürgerlichen Freiheitsrechte und für mehr Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft und weltweit."
In seiner Festansprache hob der Beauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bei den Ländern Berlin und Brandenburg Oberkonsistorialrat Martin Vogel die besondere Bedeutung einer mit Leben gefüllten christlich-jüdischen Nachbarschaft im Osten Deutschlands hervor: „Die weitgehende Unkenntnis im Blick auf die christlich-jüdischen Wurzeln unserer Kultur muss überwunden werden. Die Arbeit an diesem Ziel ermöglicht ein gemeinsames Erinnern für die Zukunft, das unsere Gesellschaft reicher machen wird. Denn wir alle ahnen: Neue Herausforderungen sind komplex. Sie lassen sich nur meistern, wenn unser Verfügungswissen und unser Orientierungswissen enger miteinander verknüpft werden.“
Den jüdischen Gemeinden in Brandenburg wünschte Vogel eine Renaissance ihres Gemeindelebens sowie Zuversicht und Ausdauer im täglichen Ringen um das Wohlbefinden ihrer Gemeindeglieder: „Unsere Bürgergesellschaft gewinnt durch die Beheimatung des jüdischen Glaubens an Farbe, Kontur und Lebendigkeit.“
Hintergrund:
Seit 1952 veranstalten überall in der Bundesrepublik die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jährlich im März die Woche der Brüderlichkeit, um die Verständigung von Christen verschiedener Bekenntnisse mit Juden unterschiedlicher Traditionen zu befördern. Derzeit existieren über 80 regionale und lokale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in denen sich mehr als 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer engagieren.
In Brandenburg wird die Themenwoche seit dem Jahr 2000 jährlich mit einer Festveranstaltung begangen. Noch bis Sonntag wird bundesweit in zahlreichen Veranstaltungen für einen intensiven Dialog zwischen Juden und Christen geworben.
Eine Brandenburger Veranstaltung in der Woche der Brüderlichkeit wendet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler: Am Mittwoch, dem 6. März 2013 zeigt das Filmmuseum Potsdam in zwei Vorführungen um 10:00 und um 12:30 Uhr den Spielfilm „Sophie Scholl“ über den Widerstand der Geschwister Scholl gegen die Nationalsozialisten im Februar 1943. Anmeldungen unter Telefon 0331 2718112. Der Eintritt ist frei.