Der Dunkle Ort: Das Frauengefängnis Hoheneck
Ausstellungszeitraum: 12. Januar bis 29. Februar 2016
Parlamentspräsidentin Britta Stark hat die neue Ausstellung im Foyer des Landtages am 12. Januar 2016 eröffnet. Unter dem Titel „Der Dunkle Ort: Das Frauengefängnis Hoheneck“ setzt sich diese mit den Schicksalen von 25 Frauen auseinander, die zwischen 1950 und 1989 im sächsischen Stollberg unter menschenunwürdigen Umständen als politische Gefangene im größten Frauenzuchthaus der DDR inhaftiert waren. Die Bereitschaft der ehemaligen „Hoheneckerinnen“, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen publik zu machen, würdigte Stark als gewichtigen Beitrag zur öffentlichen Aufarbeitung des SED-Regimes.
In ihrer Rede unterstrich die Landtagspräsidentin die Bedeutung eines fundierten Geschichtsbewusstseins für die Gestaltung einer starken und wehrhaften Demokratie in Gegenwart und Zukunft. Wörtlich sagte sie: „Die Auseinandersetzung mit der eigenen Historie ist ein Prozess, dem sich eine demokratische Gesellschaft immer wieder stellen muss. Nur durch Erinnerung und Aufarbeitung verhindern wir, dass sich dunkle Kapitel der Vergangenheit wiederholen. Ein Besuch dieser Ausstellung hinterlässt Spuren – er weckt nicht nur Empathie, sondern auch weiterführendes Interesse.“
Bautzen ist vielen Menschen ein Begriff: In der dortigen Justizvollzugsanstalt saßen zu DDR-Zeiten die männlichen Häftlinge ein. Die wenigsten aber wissen, dass es in der DDR auch ein Frauengefängnis mit ähnlich brutalen Zuständen gab – die Strafvollzugsanstalt Hoheneck im sächsischen Stollberg. 40 Jahre lang war Hoheneck in Stollberg das zentrale und größte Frauenzuchthaus in der DDR. Hier waren nicht nur verurteilte kriminelle Frauen inhaftiert, sondern auch Regimegegnerinnen und Republikflüchtlinge.
1950 wurden 1.100 Frauen, etwa 30 Babys und Kleinkinder aus den aufgelösten sowjetischen Lagern wie Sachsenhausen nach Hoheneck verlegt, wo es lediglich Platz für 600 Menschen gab. In den 1970er Jahren saßen zeitweise über 1.600 Frauen in dem hoffnungslos überbelegten Gefängnis. Die Zusammenlegung der „Politischen“ mit Gewalttäterinnen hatte System. Sie sollten gezielt eingeschüchtert werden. In Hoheneck herrschten menschenunwürdige Zustände. In den mächtigen Mauern der Burg war es kalt und schmutzig, das Essen minderwertig, in drei Schichten wurde Tag und Nacht gearbeitet. Die Strafen in Hoheneck waren drakonisch, Arrest in der Dunkelzelle gab es für geringste Vergehen. Nach dem Mauerfall wurden die letzten 169 politischen Gefangenen aufgrund einer Amnestie entlassen. Tausende der ehemaligen Hoheneck-Frauen leiden noch immer unter Spätfolgen wie Angstzuständen oder Schlaflosigkeit. Die Opfer des SED-Regimes werden öffentlich allerdings kaum wahrgenommen.
Zwanzig Jahre nach der Schließung von Hoheneck haben sich 25 Frauen, die zwischen 1950 und 1989 dort als politische Gefangene inhaftiert waren, von dem Fotografen Dirk von Nayhauß und der Autorin Maggie Riepl porträtieren lassen. So entstand 2012 der Fotoband „Der dunkle Ort“, dessen Porträts der Landtag jetzt in einer Ausstellung zeigt.
Neue Ausstellung im Landtag rückt DDR-Frauengefängnis Hoheneck in den Fokus