Kunst am Bau
Im Rahmen großer öffentlicher Baumaßnahmen stellt das Land Brandenburg ein Budget für „Kunst am Bau“ bereit. Ziel ist es, durch projektbezogene, speziell für den Ort geschaffene Kunstwerke einen kulturellen Mehrwert für den Ort und die Architektur zu erzeugen. Zudem dient die Maßnahme der Förderung von Kunst und Kultur im Land.
Vor diesem Hintergrund hat das Brandenburger Ministerium der Finanzen im Jahr 2011 auch beim Neubau des Brandenburger Landtagsgebäudes einen Wettbewerb „Kunst am Bau“ ausgelobt. Das Gebäude entstand in der historischen Fassade des 1662–1669 an gleicher Stelle errichteten ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses, das Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen alliierten Bombenangriff zerstört wurde.
Der erste Preis des Wettbewerbs ging an Florian Dombois mit der Arbeit „Zugabe“, die 2014 im Innenhof umgesetzt wurde. Bei dem Werk handelt es sich um zwei illusionistische Pavillons, die Potsdams touristischem Wahrzeichen, Schloss Sanssouci, nachempfunden sind. Den Titel versteht der Künstler ironisch: Wenn es möglich ist, ein preußisches Stadtschloss auf dem kuppelgesäumten Alten Markt wiederaufzubauen – warum dann nicht gleich noch weitere hinzufügen?
Florian Dombois’ Arbeit ist ein Spiel mit Perspektive und Verzerrung, sowohl mit historischen als auch zeitgenössischen Bezügen. Die beiden Pavillons lassen sich als künstlerischer Kommentar zum trügerischen Schein des historischen Schauplatzes deuten. Einerseits konterkarieren sie in demokratischer Offenheit die Tradition der höfischen Kulissenbauten, bei denen die Bildperspektive stets auf die Betrachterposition des Königs ausgerichtet wurde. Andererseits spielt der Künstler auch auf die spezifischen Darstellungsweisen virtueller Umgebungen an, in denen alles problemlos verschoben werden kann.
Der zweite Preis des Wettbewerbs ging an die Potsdamer Künstlerin Annette Paul: Ihr geschwungener Schriftzug mit den Worten „Ceci n’est pas un château.“ (auf Deutsch: „Das ist kein Schloss.“) wurde 2013 an der westlichen Außenseite des Landtagsneubaus angebracht. Die in Ton modellierten Stuckbuchstaben wurden anschließend mit Blattgold überzogen.
In ihrer Arbeit bezieht sich die Künstlerin auf das berühmte surrealistische Gemälde einer Pfeife von René Magritte (1898–1967), unter der die Worte „Ceci n’est pas une pipe.“ (auf Deutsch: „Das ist keine Pfeife.“) stehen. Magritte problematisiert die Abbildhaftigkeit, die gemalte Pfeife ist nur ein Bild und nicht der Gegenstand selbst. Die Künstlerin überträgt diese Infragestellung auf den Landtagsneubau, denn dieser ist nur scheinbar ein Schloss: Im Inneren verbirgt sich ein modernes Parlamentsgebäude.