Woche der Brüderlichkeit 2014 im Land Brandenburg

Landtagspräsident Gunter Fritsch und Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert, Evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit haben am 10. März 2014, im Rahmen einer Festveranstaltung im Alten Rathaus Potsdam die Woche der Brüderlichkeit 2014 im Land Brandenburg eröffnet. Unter dem Jahresmotto „Freiheit - Vielfalt - Europa“ beschäftigt sich die Woche der Brüderlichkeit schwerpunktmäßig mit dem Zustand und der Zukunft der europäischen Idee.

Landtagspräsident Gunter Fritsch freute sich in seiner Begrüßung vor rund 140 geladenen Gästen über das ungebrochene politische Engagement der Bürgerinnen und Bürger: „Wir begehen in diesem Jahr den 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution in unserem Land. Im Jahr 1989 war es das Streben nach Freiheit von vielen Menschen hier bei uns und in ganz Mittel-Ost-Europa, das unsere Gesellschaft und unseren Kontinent zum Besseren verändert hat. Derzeit erleben wir wieder eine Phase des Umbruchs in vielen Regionen unserer Welt. Der Wunsch der Menschen nach Meinungs- und Pressefreiheit, freien Wahlen und einer willkürfreien Justiz ist ungebrochen. Angesichts des zugespitzten Konfliktes in der Ukraine erklärte Fritsch weiter: „Europa ist mehr als nur eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Idee des geeinten Europas, der friedlichen Konfliktbewältigung ist ein Ideal, an dem wir uns immer wieder messen müssen und für das wir uns jeden Tag wieder ins Zeug legen müssen.“

Der Evangelische Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Potsdam, Dr. Hans-Jürgen Schulze-Eggert richtete in seinem Grußwort den Blick auf das jüdische Leben in Potsdam: Ohne Freiheit, Vielfalt und Europa wäre die Mauer nicht gefallen, und auch keine jüdischen Zuwanderer zu uns gekommen. Drei orthodoxe jüdische Gemeinden bereichern seitdem das Leben in unserer Stadt. Stadt und Land und wir Bürger waren und sind gefordert, Brüderlichkeit zu praktizieren und die neuen Gemeinden zu unterstützen. In Potsdam ist der von der Stadt und vom Land großzügig unterstützte Bau einer Synagoge mit Gemeindezentrum im Streit der jüdischen Gemeinden steckengeblieben. Der Konflikt ist sehr bedauerlich. Am Ende muss es diese Synagoge geben, die ganz wesentlich auch Gemeindezentrum sein wird, der Mittelpunkt jüdischen Lebens in Potsdam.“

In seiner Festansprache setzte sich der Publizist und Seniorprofessor am Zentrum Jüdische Studien Berlin/Brandenburg Prof. Dr. Micha Brumlik kritisch mit der Rolle der Jüdinnen und Juden innerhalb der europäischen Erinnerungskultur auseinander: „In den späten 1960er Jahren notierte der innerlich zerrissen nach Deutschland zurückgekehrte Horkheimer: ´Wir jüdischen Intellektuellen, die dem Martertod unter Hitler entronnen sind, haben nur eine einzige Aufgabe, daran mitzuwirken, dass das Entsetzliche nicht wiederkehrt und nicht vergessen wird.´ Wird es auch künftig die Aufgabe des Judentums sein, Europa als lebendes Mahnmal zu dienen? " Weiter kritisierte der langjähriger Direktor des Fritz Bauer Instituts - Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, in Frankfurt am Main auch die verzweifelte Lage der afrikanischen Flüchtlinge in den Anrainerstaaten des Mittelmeeres: „Ein jüdisch-christliches Europa wird es nicht geben, solange das europäische Meer ´mare nostrum, mater nostra´, also jenes Meer, das in der Antike der Raum der Ökumene war, jenes Meer, das der jüdische Rabbi Paulus durchpflügte, zu einer tödlichen Wasserfalle, einem Massengrab geworden ist."

Hintergrund:
Seit 1952 veranstalten überall in der Bundesrepublik die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jährlich im März die Woche der Brüderlichkeit, um die Verständigung von Christen verschiedener Bekenntnisse mit Juden unterschiedlicher Traditionen zu befördern. Derzeit existieren über 80 regionale und lokale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, in denen sich mehr als 20.000 Mitglieder, Freunde und Förderer engagieren.

Im Land Brandenburg wird die Themenwoche zum fünfzehnten Mal durch eine zentrale Festveranstaltung gewürdigt. Noch bis Sonntag wird bundesweit in zahlreichen Veranstaltungen für einen intensiven Dialog zwischen Juden und Christen geworben.

Woche der Brüderlichkeit 2014 im Land Brandenburg mit Festveranstaltung eröffnet