Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948
Ausstellungszeitraum: 26. Juni bis 27. September 2018
Als die Rote Armee 1945 Ostpreußen eroberte, wurden zahlreiche durch den Krieg elternlos gewordene Kinder von dort vertrieben oder flüchteten nach Litauen, manche von ihnen später weiter nach Lettland oder Estland. Diese sogenannten „Wolfskinder“ haben Unvorstellbares erlebt: Der Tod naher Angehöriger, Vergewaltigungen, Angst, Hunger und der Verlust ihrer Heimat waren ständige Begleiter ihrer Kindheit. Ihre wahre Identität und auch ihre deutsche Staatsangehörigkeit erhielten sie größtenteils erst nach Ende des Ost-West-Konfliktes in den frühen 1990er-Jahren zurück. In der Folge kamen viele „Wolfskinder“ nach Deutschland als Spätaussiedler. Einige leben noch heute in Litauen.
Landtagsvizepräsident Dieter Dombrowski eröffnete am 26. Juni 2018 die Ausstellung „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“, die im Foyer des Landtages zu sehen ist. Die Geschichten in „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“ handeln von Leid und vom Tod, aber auch von Mut und Menschen, die geholfen haben. „Die Vorstellung, dass uns Erwachsenen anvertraute, auf uns angewiesene Kinder einen so gefahrvollen und leidvollen Weg ohne Schutz gehen mussten, ist schwer zu ertragen“, bekannte Vizepräsident Dombrowski zur Eröffnung. „Die Wolfskinder führen uns vor Augen, wie viele der vom Nationalsozialismus in Deutschland ausgegangenen Geschichten noch lange nicht zu Ende erzählt oder noch gar nicht im Bewusstsein sind.“ Vizepräsident Dieter Dombrowski mahnte, dass ein solcher Zivilisationsbruch, wie er im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg geschehen sei, nie wieder passieren dürfe. Zur Eröffnung der Schau im 100. Jahr der Unabhängigkeit Litauens sprachen auch der litauische Botschafter in Deutschland S.E. Darius Jonas Semaška und Olaf Pasenau, eines von drei „Wolfskindern“, die heute in Brandenburg, Kreis Oberhavel, leben. Teresė Birutė Burauskaitė, Generaldirektorin des Zentrums zur Erforschung von Genozid und Widerstand der Bevölkerung Litauens, führte in das Thema ein. Die musikalisch-theatralische Umrahmung kam von fünf Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Klasse des Strittmatter-Gymnasiums in Gransee.
Die Ausstellung „Wolfskinder: Auf dem Brotweg von Ostpreußen nach Litauen 1945–1948“ besteht aus zweiundzwanzig mobilen Ständen und zehn Video-Monitoren. Die Stände präsentieren, gestützt auf authentische Berichte ehemaliger „Wolfskinder“ und ergänzt durch Familienfotos und Dokumente, geschichtliche Ereignisse in Ostpreußen. Karten dokumentieren den entbehrungsreichen Weg der Kinder aus dem zerstörten Ostpreußen nach Litauen und ihre Wanderschaft durch die litauischen Ortschaften. Auf den Monitoren sind zwölf gefilmte authentische Berichte in litauischer und deutscher Sprache (mit Untertiteln) zu sehen.
Das Material für die Ausstellung haben das Museum der Okkupationen und Freiheitskämpfe beim Zentrum für Erforschung von Genozid und Widerstand der litauischen Bevölkerung, das Hugo-Scheu-Museum, das Litauische Zentrale Staatsarchiv, das Litauische Sonderarchiv, das Bundesarchiv, die Landmannschaft Ostpreußen e. V., das Bildarchiv Ostpreußen sowie Privatarchive der Familien ehemaliger „Wolfskinder“ beigesteuert. Die Ausstellung wurde mit Hilfe der Botschaft der Republik Litauen in Berlin, des in Litauen tätigen Vereins „Edelweiß-Wolfskinder“ sowie der Organisation „Kriegskinder“ in Gransee (Deutschland) umgesetzt. Einen Teil der Kosten hat die litauische Regierung übernommen.
„Wolfskinder“ im Landtag: Ausstellung über ihren Brotweg von Ostpreußen nach Litauen
Wolfskinder erzählen von Kriegen, die heimat- und haltlos machen: Neue Ausstellung im Landtag